Webapps im Trend – Bedienung mit Screenreadern

Progressive Webapps sind aktuell im Trend. Mit Hilfe eines Webbrowsers gelingt es Inhalte optisch gut auf den Bildschirm darzustellen. Für die Nutzer eines Screenreaders bedeutet das die mögliche Abkehr der gewohnten Internet-, bzw. Webseitennavigation.

Obwohl Progressive Web Apps im Grunde mobile Webseiten sind, sollen sie sich für den Nutzer wie echte ‚native‘ Apps anfühlen, schnell laden und (meistens) offline funktionieren. Die Grundidee hinter den Webapps ist, das Beste aus beiden Welten zu vereinen: Einerseits sollen sie die Vorteile von nativen Apps bieten wie den Zugriff auf Gerätefeatures, Offline-Funktionalität und der Möglichkeit Benachrichtigungen einzublenden und andererseits die Vorteile von Web Apps wie die unkomplizierte Verfügbarkeit webbasierender Inhalte und deren Aktualität ohne lästige Updates installieren
zu müssen. Die Anzeige, bzw. Bedienung erfolgt zu meist über den Browser, wie z. B. dem Google Chrome, Mozilla Firefox oder dem Microsoft Edge.

Bekannte Webanwendungen, die sich für den Nutzer wie ein Programm anfühlen sind z. B. die meisten Produkte von Google (GMail, Docs, Tabellen, Drive) aber z. B. auch die Webseite von Outlook, OneDrive oder die Webanwendung von Microsoft Office.

Doch was bedeutet das für den Nutzer eines Screenreaders?

Die bekannten Screenreader, wie JAWS oder NVDA bieten für solche Webanwendungen einen speziellen Modus. Nutzer von JAWS müssen – sollte das nicht automatisch passieren – den virtuellen Modus mit JAWS+Y deaktivieren. Anwender von NVDA müssen NVDA+LEERTASTE drücken, um in den Fokusmodus zu wechseln.
Anschließend wird die Webseite wie ein installiertes Programm gesteuert. Die übliche Webseitennavigation entfällt fast vollständig.

Ein gutes Beispiel ist hierfür Google Docs. Befindet man sich auf der Webseite und der entsprechende Modus ist aktiv, präsentiert sich die Webseite genau wie ein auf dem PC installiertes Schreibprogramm. Ausgehend vom Eingabefeld gibt es anwählbare Menüs, Symbolleisten, Listen und Dialogfenster. Die Bedienung erfolgt ähnlich wie in Microsoft Word: Durch das Menü navigiert man mit Pfeiltasten, die Symbolleiste kann mit TAB oder den Pfeiltasten erkundet werden. Die Dialogfenster können ausgelesen und die zugehörigen Schalter mit TAB angesprungen werden. Nutzer eines Screenreaders sollten sich bei häufiger Nutzung der Webanwendung über mögliche Tastenkombinationen informieren. Google Docs, Tabellen und Drive sind hierfür weitere sehr gute Beispiele, da Google für jede Webanwendung zahlreiche Tastenkombinationen integriert hat, die man auf eigenen Hilfeseiten nachschlagen kann.

Bei bekannten Webapps, wie zum Beispiel Google Docs, haben die Hilfsmittelhersteller von Screenreadern, wie Freedomscientific für JAWS für eine bessere Zugänglichkeit weitere Anpassungen und Tastenkombinationen hinzugefügt. So werden z. B. auch von JAWS und NVDA Überschriften, Listen und Tabellen im Eingabefeld als solche erkannt. JAWS bietet sogar seit der JAWS-Version 2019 eine Schnellnavigationsmöglichkeit in Google Docs an, dass das zielgerichtete ansteuern von Überschriften, Listen und Tabellen ermöglicht. Google Docs wird somit zu einem vollwertigen Schreibprogramm, welches man über Chrome, Firefox oder Edge bedient.

Wichtiges auf einen Blick

  • Webapps sind von der Darstellung und Bedienung installierten Programmen sehr ähnlich.
  • Webapps werden fast immer über den Browser angezeigt.
  • Webanwendungen enthalten häufig zahlreiche Tastenkombinationen für eine bessere Steuerung.
  • Nutzer von JAWS können für die Steuerung von Webapps mit JAWS+Y den virtuellen Modus ausschalten. Anschließend werden Menüs, Symbole, Listen und Eingabefelder als solche angezeigt.
  • NVDA-Nutzer können in Webapps den Fokusmodus mit NVDA+LEERTASTE aktivieren. Anschließend werden Menüs, Symbole, Listen und Eingabefelder als solche angezeigt.
  • JAWS-Nutzer erhalten über weitere Tastenkombinationen zusätzliche Bedienungsmöglichkeiten. So können z. B. Inhalte von Dialogfenster mit JAWS+B vorgelesen werden.
  • In manchen Webanwendungen, wie z. B. Google Docs, wechseln JAWS und NVDA automatisch in den richtigen Modus, um eine Webanwendung als solche bedienen zu können.
  • Webanwendungen können auch weiterhin als klassische Webseiten erkundet werden, jedoch ist die Bedienung häufig nicht sonderlich effizient.